


Modell Ansicht West

Besucherzentrum Bad Muskau
Bad Muskau, D & PL
Der Neubau fügt sich auf eine ruhige Art und Weise in den Park ein und erinnert in seinem äußeren Erscheinungsbild an eine Mauer. Der Hauptzugang erfolgt von Osten durch den Bestand. Der Bestand wird zu einer Art Eingangsgebäude für die Ausstellung. Schon aus dem Eingangsbereich erlangen die BesucherInnen einen Blick in das zweigeschossige Atrium, das Alt- und Neubau miteinander verbindet. Von hier sind auch das Café und die Seminarräume im 1. Obergschoss erreichbar.
Das Tertiär beschreibt einen weitläufigen und zu differenzierenden geologischen Zeitraum vom heißen Eozän (Plattenbewegung, Entstehen der Kontinente) über das gemäßigte Oligozän (Entstehung der gegenwärtigen Säugetierarten und Vegetation) bishin zum Pliozän (Vereisung). Um diesen weiträumigen und komplexen Zeitraum der geologischen Entwicklung und die spezifischen Vegetationen sowie deren Atmosphären möglichst verständlich und erlebbar zu machen, werden diese drei Zonen in drei klimatisch unterschiedliche Tertiäre eingeteilt. Die BesucherInnen erleben im Untergeschoss einen Wechsel aus Ausstellungsinhalten und den jeweils thematisch dazugehörigen Außenräumen. Das Zentrum des Untergeschosses bildet ein Experimentierbereich, der einerseits als räumliche Einheit gefasst ist, aber gleichzeitig mit allen drei Tertiären verbunden ist, sodass ein interaktives Experimentieren und Beobachten im Zusammenhang mit den drei Landschaftsräumen ermöglicht wird.
Inspiriert von den durch Pückler im Park Muskau geprägten, wiederholt auftretenden Rahmungen des Landschaftsgartens durch bauliche Elemente - am deutlichsten ist hierbei sicherlich die Öffnung des Schlosses und der Treppenanlage zur weiten Parkwiese zu nennen - wird auch in diesem Entwurf das Rahmen der Landschaft zum prägenden Motiv. Der nachgebildete Naturraum trifft hier auf den umgebenden Kulturraum des Parks.
Im Obergeschoss werden aus der aktuellen Sicht des Anthropozäns immer wieder Sichtbezüge in die unterschiedlichen Außenräume auf- genommen. Die Blicke ins Innere sowie ins Äußere ermöglicht. Die Tertiäre sind die einzigen Bereiche, die nach außen geöffnet werden.
Die Anmutung des Stampflehms erinnert an das innerhalb der Ausstellung sehr präsente Thema der Erdschichten - ein Synonym für geologische Entstehungs- oder anthropozäne Veränderungsprozesse.
Die Tertiäre werden geprägt durch nachgebildete Landschaftsräume der entsprechenden klimatischen Zonen. In dem neuen Außenraum im Norden des Grundstückes wird die Landschaft durch die an die Faltenbogenlandschaft angelehnten Wasserläufe sowie Erdschüttungen gestaltet, die an das Umwälzen der Erde und die anthropozänen Nachfolgebergbaulandschaften erinnern und damit thematisch an den Pest & Desease-Pfad anknüpfen.
2020
offener Realisierungswettbewerb, 1. Phase
Neubau des Besucherzentrums Bad Muskau
Entwurf: Sophie Höfig, Mathaeus Nierzwicki
Mitwirkende: Kathrin Krones
Landschaft: Frank Kiessling Landschaftsarchitekten